Wahrscheinlich wünschen wir Hundehalter*innen uns alle eine vertrauensvolle Beziehung zu unserem Hund. Was mich angeht, trifft das auf jeden Fall zu.

Nur, woran genau erkennen wir eine Beziehung, die auf Vertrauen fußt? Und wie erschaffen wir eine solche Verbindung zu unserem Hund? Kann gebrochenes Vertrauen wieder „repariert“ werden? Genau mit diesen Fragen befasse ich mich in diesem Artikel und eines kann ich schon mal vorweg schicken: Vertrauen aufbauen und halten, heißt aktiv werden, sich selbst reflektieren, dazu lernen und das eigene Verhalten verändern. 

Was genau ist eigentlich Vertrauen?

Im Duden ist Vertrauen definiert als: „festes Überzeugtsein, von der Verlässlichkeit, Zuverlässigkeit einer Person, Sache.“ Das Gabler Wirtschaftslexikon definiert den Begriff folgender Maßen: „Vertrauen ist die Erwartung, nicht durch das Handeln anderer benachteiligt bzw. geschädigt zu werden; als solches stellt es die Grundlage jeder Kooperation dar…“. Positiv ausgedrückt könnte man sagen: Vertrauen ist die Erwartung im Kontakt mit einer Person sicher zu sein.

Beide Definitionen enthalten wertvolle Hinweise darauf, was für eine vertrauensvolle Beziehung zum Sozialpartner Hund unbedingt gegeben sein muss:

  1. Wir Halter*innen müssen im Umgang berechenbar und verlässlich handeln.
  2. Der Hund muss sich im Kontakt mit uns sicher und wohl fühlen können.

Heraus sticht auch ein Vorteil, einer von Vertrauen geprägten Beziehung: Vertrauen führt zu einer erhöhten Kooperationsbereitschaft. Für das Zusammenleben mit unseren Hunden ist das natürlich ein ganz wichtiger Aspekt, der am Ende beiden Parteien den gemeinsamen Alltag erleichtert.

Woran erkennt man Vertrauen bzw. Misstrauen?

Bevor ich näher darauf eingehe was du ganz konkret tun kannst um ein gutes Vertrauensverhältnis aufzubauen, zu erhalten oder zu vertiefen, schauen wir uns an woran du erkennst, ob und wie gut dein Hund dir vertraut.

Es ist dabei wichtig zu verstehen, dass Hunde kontextbezogen Lernen und sich in verschiedenen Situationen auch unterschiedlich verhalten. 

So kann es also sein, dass dein Hund dir in ganz bestimmten Situationen vertraut, während er dir in anderen Kontexten misstraut.
Mal ein ganz simples Beispiel: Wenn ihr gemeinsam auf der Couch liegt, kuschelt sich dein Hund an dich und schläft tief und fest ein. Er hat gelernt, dass er in diesem Kontext sicher ist und sich in deinem Beisein entspannen kann. Auf der anderen Seite rennt dein Hund vor Angst in die letzte Ecke, wenn du die Krallenschere raus holst, weil er die Erfahrung gemacht hat, dass du ihn beim Krallen schneiden fest hältst und er dieser unangenehmen Situation nicht entkommen kann. Hier vertraut er dir nicht.

Allgemein ausgedrückt wird der Hund, der dir in einer Situation vertraut, von selbst zu dir kommen (ohne das du Druck aufbaust), mit dir kooperieren und eine eher neutrale, entspannte oder positiv gestimmte Körperhaltung zeigen. Misstraut dir dein Hund in einer Situation, wird er dich wenn möglich meiden, sich verstecken oder ganz angespannt, gestresst, ängstlich oder beschwichtigend und nur auf Nachdruck oder unter Zwang zu dir kommen oder dort bleiben.

(An dieser Stelle ist es mir wichtig zu sagen, dass Vertrauen zu dir natürlich nicht alles ist! Ein gutes Vertrauensverhältnis sorgt nicht dafür, dass dein Hund sich in Bezug auf Umweltreize (z.B. fremde Hunde oder Geräusche) immer sicher fühlt und mit dir entspannt durch alle Situationen läuft. Es ist aber eine wichtige Basis, um nachhaltig an solchen herausfordernden Situationen trainieren zu können.)

Da die Welt nicht schwarz und weiß ist, kann es auch sein, dass dein Hund in bestimmten Situationen zwischen Vertrauen und Misstrauen schwankt. Er kann sich dann nicht entscheiden, ob er bleiben oder gehen, näher kommen oder Abstand suchen soll.
Hunde, die solch einen inneren Konflikt erleben und diesen nicht gut für sich lösen können, stehen in diesem Moment stark unter Stress. Dies ist an ihrem Ausdrucksverhalten zu erkennen und mündet häufig in Übersprungverhalten wie Aufreiten, Anspringen, sich kratzen o.ä. Verhalten die so gar nicht zur Situation passen wollen. 

Das allgemeine Vertrauensverhältnis zu deinem Hund ergibt sich aus der Summe der Erfahrungen, die er in verschiedenen Alltagssituationen mit dir macht. 

Das Vertrauenskonto

Du kannst es dir so vorstellen: In dem Moment, indem dein Hund dich zum ersten mal getroffen hat, wurde ein Vertrauenskonto eingerichtet. Seit her finden bei jeder Interaktion zwischen euch Ein- oder Auszahlungen vom Konto statt. 

Interaktionen, in denen sich dein Hund sicher und wohl fühlt, stellen eine Einzahlung aufs Konto dar. Jede Interaktion, in der er sich bedroht fühlt, einen Kontrollverlust erlebt und nicht sicher bei dir ist, entspricht einer Abhebung vom Konto. 

Ein kontinuierlich hoher Kontostand steht für ein gutes und solides Vertrauensverhältnis. Ein Konto im Minus steht für ein stark beschädigtes Vertrauensverhältnis. Starke Schwankungen im Kurs sind vergleichbar mit einem ambivalenten Verhältnis.

Weder das Konto in den Miesen, noch das mit den starken Schwankungen ist erstrebenswert, wenn man ein angenehmes Zusammenleben mit seinem Hund haben möchte.
Ziel sollte es sein, das Konto immer in den schwarzen Zahlen zu halten, kontinuierlich einzuzahlen und nur selten etwas abzuheben. 

Ein prall gefülltes Konto verkraftet die gelegentlichen Abbuchungen, die das Zusammenleben einfach mit sich bringen, problemlos.
Ein Konto, das kaum gefüllt ist oder von dem mehr abgehoben als eingezahlt wird, landet schnell im Minus.

Im Minusbereich stehen in der Realität dann häufig starke Verhaltensauffälligkeiten wie wiederkehrendes Aggressionsverhalten, Überreaktives Verhalten oder sozialer Rückzug und Inaktivität (bitte beachte, dass es auch andere (zusätzliche) Ursachen für diese Auffälligkeiten geben kann). 

Das Gute an einem Konto ist: es ist ständig im Wandel! Du kannst also ein Konto, dass sich gerade in den Miesen befindet, wieder ins Plus befördern oder einen ständig schwankenden Kurs stabilisieren.

Möglich ist das allerdings nur dann, wenn du bereit bist zu akzeptieren, dass du an dir selbst arbeiten und Energie investieren musst um die Umgangsformen mit deinem Hund zu verändern. Vielleicht ist es auch nötig neben Energie und Geduld auch Geld (z.B. in einen qualifizierten Trainer) zu investieren. Denn eventuell weißt du aktuell zwar was schief läuft, kennst aber noch keine anderen Strategien mit verschiedenen Situationen umzugehen und brauchst schlicht und ergreifend Unterstützung dabei. Ich hoffe, die nachfolgenden Tipps werden dir schon mal an der ein oder anderen Stelle weiter helfen.

Wann wird Vertrauen eingebüßt?

Wie ich schon erwähnt habe, gibt es in einem gemeinsamen Alltag immer mal wieder Situationen, in denen sich dein Hund mit dir unwohl fühlt. So wird es also mal passieren, dass du deinem Hund versehentlich auf die Pfote trittst, ihm eine Zecke entfernen musst oder er sich erschreckt, weil dir neben ihm etwas runter fällt. Genauso wird es sicher mal vorkommen, dass du einen richtig miesen Tag hast und genervt auf deinen Hund reagierst oder deine Stimme mal etwas erhebst. 

Handelt es sich bei unangenehmen Erfahrungen mit dir um Ausnahmen, die hin und wieder passieren, während die angenehmen Erfahrungen mit dir überwiegen, ist alles im grünen Bereich. 

Nun leben wir aber in einer Welt, in der der Umgang mit unseren Hunden von etwas geprägt ist, das Dr. Susan Friedman als „cultural fog“ (kultureller Nebel) bezeichnet.
Das „Wissen“, dass über das Verhalten von Hunden kursiert, beruht zu einem Großteil auf Hörensagen, Nachahmung und Fake News. Nicht auf Fakten.
So hat Gerti mal von ihrem Nachbarn Theo gehört, dass ihr Hund die Führung übernimmt, wenn er an der Leine vorläuft und denkt jetzt sie müsste selbst die Führung übernehmen, in dem sie ihren Hund einschüchtert, damit er sie nicht mehr überholt.
Tom wird sofort laut, wenn sein Hund etwas tut, was ihn stört, weil er als Kind beobachtet hat, dass seine Eltern es mit dem Familienhund so gemacht haben.
Tine war in einer Hundeschule, in der ein Trainer lehrt, der keine richtige Ausbildung absolviert hat und veraltete Informationen weiter gibt. Von ihm hat sie gelernt, dass ihr Rüde dominant ist und er zu Hause nicht mehr ohne Erlaubnis von seinem Platz aufstehen darf.

Genau solche, recht weit verbreiteten, Umgangsformen, bedeuten ständige Auszahlungen vom Konto. Was du also unbedingt vermeiden solltest:

  • Ständig aversiv auf den Hund einwirken (z.B.: laut werden, bedrohliche Körpersprache, mit Wasser bespritzen, Leinenrucke, dauernd an der Leine weiter zerren etc.)
  • Bedürfnisse und Emotionen nicht ernst nehmen und missachten
  • Den Hund weg schicken, wenn er Schutz/Hilfe sucht
  • Wiederholt oder länger am Stück einsperren/isolieren 
  • Körperkontakt erzwingen (z.B. den Hund dabei festhalten)
  • Sich unberechenbar verhalten
  • Zwangsmaßnahmen im allgemeinen

Es ist ganz wichtig zu wissen, dass solche Maßnahmen und Umgangsformen niemals notwendig sind (wenn wir nicht gerade von einer Notsituation sprechen) und sie auf verschiedenen Ebenen Schaden anrichten. Unter anderem eben, wenn es um ein gesundes Vertrauensverhältnis geht. Denke dafür nochmal an eine der Definitionen, in denen es heißt:“Vertrauen ist die Erwartung, nicht durch das Handeln anderer benachteiligt bzw. geschädigt zu werden“.

Wie kann Vertrauen aufgebaut und vertieft werden?

Es sind Interaktionen, die dein Hund angenehm findet, die dich in die schwarzen Zahlen bringen. Ganz allgemein ist ein wohlwollender und freundlicher Umgang die absolute Grundlage dafür. Dabei ist es außerdem wichtig, dem Hund (so oft es möglich ist) in einem sicheren Rahmen, selbstwirksames Handeln und Entscheidungen zu ermöglichen. 

Mach dir bewusst, dass Hunde in einem starken Abhängigkeitsverhältnis leben. Wenn wir ihnen keine Möglichkeit geben selbstwirksam zu handeln und ihnen nicht zugestehen Bedürfnisse zu äußern, leben sie schnell in einer recht tristen und ungesunden Umwelt. Wir sind dann keine verlässlichen Sozialpartner, bei denen man sich sicher und geborgen fühlt. 

Folgende Dinge helfen dir außerdem ein gutes Vertrauensverhältnis zu deinem Hund aufzubauen:

  • Lernsituationen so gestalten, dass der Hund viel „richtig“ machen kann, „Fehler“ erlaubt und sehr unwahrscheinlich sind
  • Training über positive Verstärkung
  • Insgesamt ein Fokus auf das was der Hund „gut“ macht 
  • Berechenbares Handeln
  • Körperkontakt anbieten und respektieren, wenn der Hund gerade keinen möchte
  • Schutz/Hilfe bieten, wenn der Hund es braucht
  • Bedürfnisse wahrnehmen und decken
  • Unterstützung geben, wenn der Hund struggled
  • Gemeinsames Spiel

Wenn euer Zusammenleben von einem wohlwollenden Umgang geprägt ist, dann zahlst du täglich aufs Vertrauenskonto ein und kannst ein stabiles Polster aufbauen. Du kannst dich dann darauf verlassen, dass die gelegentlichen Abhebungen, keinen bleibenden Schaden verursachen, weil ihr weit entfern davon seit ins Minus zu rutschen. 

Du wirst einen Hund haben, der gern zu dir kommt und mit dir interagiert. Der dich als verlässlich einordnet und lernen durfte, dass er bei dir sicher ist. Der keine Angst davor haben muss etwas „falsch“ zu machen und ein eher angenehmer Begleiter im Alltag ist.

Fazit

In dem Spruch:“Vertrauen muss man sich verdienen“, steckt viel Wahrheit. Eine Vertrauensvolle Beziehung zu seinem Hund bekommt niemand geschenkt. Für einige ist Vertrauensaufbau aber ganz sicher leichter, als für andere. 

Wer so aufgewachsen ist, dass er selbst einen liebevollen Umgang seitens der eigenen Eltern erfahren hat und schon dabei zusehen konnte, wie man respektvoll und wohlwollend mit Tieren umgeht, wird es wahrscheinlich leichter haben ganz „intuitiv“ eine vertrauensvolle Beziehung zu seinem Hund aufzubauen.
Menschen, die autoritär erzogen wurden und schon bei den Eltern beobachtet haben, dass der Hund regelmäßig angeschnauzt wird, müssen eventuell mehr Arbeit investieren um zu einer vertrauensvollen Bezugsperson für ihren Hund zu werden.

Ich selbst gehöre übrigens eher zu den Jenigen, die etwas härter daran arbeiten mussten. Vor allem in Bezug auf den Umgang mit Pferden, habe ich schon als Kind einen klassisch aversiv geprägten Umgang kennen gelernt und teilweise übernommen.
In meiner Jugend fand ich außerdem die Serie „der Hundeflüsterer“ beeindruckend und habe geglaubt es wäre sogar gut für meinen Hund, wenn ich ihm „ganz klar seine Grenzen aufzeige“ (wie das so schön umschrieben wird). Das ich dort Tierquälerei beobachtet und bewundert habe ist mir zu diesem Zeitpunkt noch nicht bewusst gewesen.

Ganz egal wo du jetzt gerade stehst und durch welche Informationen du bisher beeinflusst wurdest: Du kannst immer damit anfangen ein gutes und stabiles Vertrauensverhältnis zu deinem Hund aufzubauen, zu vertiefen oder zu stabilisieren!

In diesem Artikel lernst du die beiden größten Fehler kennen, die du als Halter eines ständig bellenden Hundes machen kannst. Du erfährst außerdem welche Alternativen es gibt um ständiges Bellen zu reduzieren, damit in deiner Nachbarschaft endlich mehr Ruhe einkehren kann.

Den Sommerurlaub mit Hund stellt man sich gerne richtig schön erholsam vor. Das kann er auch sein, jedoch ist auch das Gegenteil möglich.
Für Hunde ist ein Umgebungswechsel mit Stress verbunden und die vielen neuen Eindrücke können schnell überfordern. Daraus entstehen dann gerne mal Verhaltensweisen, die auch für den Menschen unangenehm werden können. Die gewünschte Erholung wird durch einen ständig bellenden oder leinezerrenden Hund schnell getrübt. Damit dein Urlaub mit Hund möglichst entspannt ablaufen kann, habe ich dir in diesem Blogartikel drei hilfreiche Tipps zusammengefasst.

1. Wirke Überhitzung und Hitzestress entgegen

Hitze ist für viele Hunde ein richtiger Belastungsfaktor. Vor allem dann, wenn sie keine Möglichkeiten haben dieser entgegenzuwirken und ihren Körper runter zu kühlen.

An warmen bis heißen Sommertagen ruhen Hunde meist über Tag und vermeiden anstrengende Aktivitäten. Mit Vorliebe halten sie sich im Schatten oder drinnen auf.

Manche Hunde vertragen die Hitze besser als andere. Besonders Vierbeiner, die zu den kurzschnäuzigen Hunden gehören, oder Hunde mit sehr viel Fell und Unterwolle, bekommen bei steigenden Temperaturen schnell Probleme.

Damit dein Hund im Urlaub keine Probleme mit Überhitzung und Hitzestress bekommt solltest du folgendes beachten:

  • Vermeide längere Autofahrten über Tag (Staus können für deinen Hund an heißen Tagen lebensbedrohlich werden!).
  • Suche bei Ausflügen Orte auf, an denen dein Vierbeiner ins Wasser gehen kann (wenn er möchte). Informiere dich vorab, ob Hunde das entsprechende Gewässer aufsuchen dürfen. Achte darauf, dass es für deinen Vierbeiner sicher ist ins Wasser zu gehen (Vorsicht bei Strömung!).
  • Nimm Wasser auf eure Ausflüge mit und biete deinem Hund regelmäßig etwas zu trinken an.
  • Längere Ausflüge solltest du nur in den frühen Morgenstunden oder am späten Abend unternehmen.
  • Sorge dafür, dass sich dein Hund während der Hitze nicht übermäßig körperlich anstrengen muss.
  • Lasse deinen Hund tagsüber auf keinen Fall im Auto warten, auch nicht „nur“ für zehn Minuten.
  • Bist du imVan oder mit einem Wohnwagen unterwegs besteht die Möglichkeit ein Hundeplantschbecken mitzunehmen und deinem Hund zur Verfügung zu stellen.
  • Gib deinem Hund tagsüber die Möglichkeit an einen schattigen Ort zu gehen oder einen kühlen Innenraum aufzusuchen. Auch eine Kühlmatte kann für deinen Hund angenehm sein.
  • Halte das Gassi um die Mittagszeit kurz und suche eine Strecke aus, die im Schatten liegt. Alternativ kannst du deinen Hund auch mittags mit Suchspielen beschäftigen um das Gassi zu ersetzen.

2. Sorge für einen entspannten Start zu euren gemeinsamen Ausflügen

Du möchtest mehr Gelassenheit auf euren gemeinsamen Ausflügen? Dann solltest du schon beim Aussteigen aus dem Auto oder beim Verlassen der Ferienwohnung Maßnahmen ergreifen, die Aufregung entgegen wirken.

Viele Hunde neigen dazu an neuen Orten sehr erregt zu sein. Umso aufgeregter dein Hund ist, umso schlechter kann er „mitdenken“. Das liegt daran, dass bei steigender Erregung die Großhirnrinde im Gehirn gehemmt und quasi „stumm“ geschaltet wird. Außerdem wird er eher anfangen an der Leine zu ziehen und schneller emotional auf seine Umwelt reagieren.

Über diese simplen Maßnahmen kannst du deinem Hund helfen an fremden Orten und beim Start zu einem Ausflug etwas gelassener zu sein:

  • Parke dein Auto abseits von Menschenaufläufen und Artgenossen.
  • Die Leine sollte entheddert sein bevor du deinen Hund holst. Auch sonst solltest du selbst schon fertig für den Ausflug sein, sodass du nur noch das Auto (oder die Tür) zuschließen musst nachdem dein Hund ausgestiegen ist.
  • Nutze eine Leine von mindestens 5m länge. Kürze sie nur ein, wenn es aus Sicherheitsgründen notwendig ist. Gib deinem Hund also, so gut es geht, die Möglichkeit sich frei zu bewegen.
  • Rucke oder ziehe nicht an der Leine.
  • Für sehr aufgeregte Kandidaten: Streue Futter auf den Boden vor dem Kofferraum, das dein Hund nach dem Aussteigen suchen und fressen kann (er sollte mit der Suche nach Futter schon vertraut sein) oder lass ihn an einer Schlecktube lecken. Das hilft die Erregung zu senken. (Gleiches kannst du natürlich auch vor der Haustür machen.)
  • Gib deinem Hund die Möglichkeit in Ruhe seine Umgebung wahrzunehmen, wenn er das braucht und ermögliche ihm eine Schnüffelstelle aufzusuchen und sich zu lösen.
  • Viele Hunde können nicht gut damit umgehen, wenn ihr Halter längere Zeit stehen bleibt (weil er z.B. eine Karte liest). Hat dein Hund damit Schwierigkeiten, kannst du ihm Futter auf den Boden streuen (zum suchen) oder in kurzen Abständen Futter fallen lassen. Du kannst ihm auch ausreichend Leine zur Verfügung stellen, damit er am Gebüsch schnüffeln kann.
  • Gib deinem Hund auf den Ausflügen ausreichend Zeit zum Schnüffeln. Gewähre ihm so viel Zeit wie möglich im Freilauf (wenn das sicher ist und der Rückruf sitzt) oder an einer langen Leine und ermögliche dadurch, dass dein Hund sich in seinem Tempo und nach seinen Bedürfnissen bewegen kann.

3. Ermögliche ausreichend Ruhe- & Schlafphasen

An neuen Orten wirken viele neue Reize auf deinen Hund ein. Das kann schnell

überwältigend und überfordernd sein. Ausreichend Erholungsphasen sind daher besonders wichtig.

Hunde brauchen mehrmals täglich die Möglichkeit sich auszuruhen und zu schlafen. Das Gehirn deines Vierbeiners kann nicht optimal arbeiten, wenn es keine Auszeiten bekommt. Verhaltensauffälligkeiten, schlechte Konzentrationsfähigkeit und mangelnde Impulskontrolle gehören zu den möglichen Folgen von zu wenig Schlaf.

Gerade an unbekannten Orten fällt es vielen Hunden schwer ausreichend Ruhe zu finden, darum benötigt dein Vierbeiner dabei eventuell deine Unterstützung.

Folgende Dinge können deinem Hund dabei helfen zur Ruhe zu finden:

  • Behalte gewohnte Abläufe bei, die dein Hund von zu Hause kennt (z.B. bei der Fütterung).
  • Viele Hunde können Erregung abbauen indem sie etwas kauen oder lecken. Wenn du deinem Hund Kauartikel, Leckmatten o.ä. zur Verfügung stellst, gibst du ihm eine Strategie um Erregung abzubauen und runter zu fahren.
  • Du bist der Sicherheitsanker für deinen Vierbeiner. Daher wird es ihm eventuell leichter fallen in deiner Nähe zur Ruhe zu kommen. Gib ihm die Möglichkeit dazu, indem du z.B. sein Körbchen in deiner Nähe aufstellst.
  • Habt ihr zu Hause ein Ritual, dass deinem Hund hilft zur Ruhe zu kommen? Setze es auch im Urlaub um.
  • Vielen Vierbeinern hilft es, wenn man sich selbst ruhig mit etwas beschäftigt und dabei in ihrer Nähe ist. Nimm dir ein Buch oder leg dich zu deinem Hund und entspannt euch gemeinsam ein bisschen.
  • Biete deinem Hund einen Ruheort an, den er von zu Hause kennt und der nach seinen Bedürfnissen gestaltet ist. Es kann auch hilfreich sein ein Laken, Handtuch oder ein Kleidungsstück an seinen Platz zu legen, das nach zu Hause und nach dir riecht.
  • Schirme deinen Hund vor Reizen ab, die aktivierend wirken (z.B. laute Geräusche, schnelle Bewegungen im direkten Umfeld). Gib ihm dazu die Möglichkeit einen Ort aufzusuchen der vor Außenreizen geschützt ist.

Für Hunde ist es manchmal nicht so einfach einen Urlaub zu genießen, der nach menschlichen Vorlieben und Bedürfnissen gestaltet ist. Behalte das immer im Hinterkopf, falls dein Hund sich mal nicht so verhalten kann, wie du es gern hättest.
Du kennst nun auf jeden Fall Möglichkeiten, die ihn dabei unterstützen, ein entspannter Begleiter zu sein. Ich wünsche euch eine angenehme Reise!

Wir Menschen denken in Schubladen. Wir nehmen Dinge wahr, bewerten und kategorisieren sie innerhalb weniger Sekunden. 

Das tun wir, weil es uns dabei hilft, die sehr komplexen Vorgänge und Zusammenhänge in unserer Umwelt zu vereinfachen. Es gibt uns Sicherheit, wenn wir unsere Umwelt kategorisieren und das Chaos, das uns umgibt sortieren können. Etwas zu labeln oder in eine Schublade zu stecken, erzeugt ein Gefühl von Kontrolle und gehört einfach zum Menschsein dazu. Doch dieses vorschnelle Urteilen hat bei genauer Betrachtung einige Nachteile.

Welche Auswirkungen das auf das Zusammenleben und Training mit unseren Hunden hat, erfährst du im folgenden Blog-Artikel. 

Eine Schublade für ein Verhalten ist schnell gefunden

Im Alltag bewerten wir das Verhalten unserer Hunde, sobald es Auswirkungen auf uns hat. Schnell packen wir ein Label auf das Verhalten und setzen dann einen Haken dahinter. Lässt sich ein Hund nicht abrufen ist er ignorant, verbellt er einen Artgenossen ist er ein Pöbler, knurrt der Vierbeiner ist er respektlos und reagiert er nicht zügig auf ein Kommando ist er stur.

Jedoch sind diese Schubladen trügerisch. Sie spiegeln selten die Realität wider und führen uns auf Irrwege, die dazu beitragen, dass unsere Hunde kaum eine Chance haben, ihre Schublade wieder zu verlassen und ihr Verhalten zu verändern.

Das Problem beginnt mit der Definition

Für mich als Trainerin fängt das Problem mit Schubladen meist schon am Telefon an. Auf meine Frage, welches Verhalten der Hund zeigt, dass als störend wahrgenommen wird, höre ich dann z.B.: „Der meint, er ist der Boss!“. Was genau der Hund eigentlich tut, erfahre ich oft nur nach (mehrfachem) genauem Nachfragen.

Ein Problem mit Schubladen und Labels ist folgendes: Wenn ich 10 Leute Frage, wie sich ein Hund verhält, der sich wie „der Boss“ aufführt, dann erhalte ich auf diese Frage 10 verschiedene Antworten. Einer sagt vielleicht:“Der reagiert nicht zuverlässig auf Kommandos.“. Ein anderer würde sagen:“Der will immer zu erst durch die Tür gehen.“. Der nächste antwortet:“Der Hund zieht ständig an der Leine.“

Kategorien und Schubladen sind nicht aussagekräftig, denn sie bedeuten für jeden etwas anderes, je nachdem, was derjenige mit dem Label verknüpft das, er dem Hund aufdrückt.

Die Entscheidung für eine bestimmte Schublade wird nie rational getroffen

Häufig entscheiden unsere Gefühle und Emotionen darüber, in welcher Schublade unser Hund landet. Sorgt das Verhalten unseres Hundes dafür, dass wir uns schlecht fühlen, dann bekommt unser Hund eher ein negativ behaftetes Label aufgedrückt. Springt der 35kg schwere Schäferhund mit Anlauf in die Leine und bellt einen Jogger an, dann ist das nicht nur peinlich, es ist auch körperlich belastend. Aus dieser Gefühlslage folgen dann Aussagen wie:“Der ist völlig irre.“oder „Der ist ein Leinenpöbler!“.

Unser Schubladendenken kann nicht objektiv oder rational sein, denn als Menschen haben wir nun mal Gefühle, die wir in unsere Interpretationen einfließen lassen. Labels reflektieren daher nicht die Realität, sondern meist nur unser eigenes Empfinden.

Es ist in Ordnung, und völlig normal diese Gedanken zu haben. Besonders wichtig ist es daher sich bewusst zu machen, dass der Stempel, den wir dem Hund aufdrücken, häufig etwas mit uns selbst zu tun hat und keine Tatsache widerspiegelt.

Gefährliches Halbwissen

Oft landen Hunde aber auch in Schubladen, weil man mal aufgeschnappt hat, dass ein bestimmtes Verhalten immer einen bestimmten Bezug hat.

Gelegentlich nehmen wir auch einfach die Meinung von Bekannten, einem anderen Hundebesitzer oder jemandem im Internet an. Beliebte Annahmen, die auf diese Weise zu Stande kommen sind zum Beispiel:

„Ein Hund, der mit der Rute wedelt, ist fröhlich.“ Oder „ Ein Hund, der bei einem Artgenossen aufreitet, ist dominant.“. Beide Aussagen sind so nicht korrekt und dennoch sehr populär.

Eine Rutenbewegung allein lässt erst einmal keine Aussage über die emotionale Verfassung des Hundes zu. Über die zu Grunde liegende Emotion lässt sich nur etwas vermuten, wenn der Kontext und die restliche Körpersprache mit einbezogen werden. 

Im Übrigen: Selbst Hunde, die hinter einem Zaun auf und ab springen und ein dunkles Bellen inklusive Knurren hören lassen, wedeln mit der Rute. Das hängt zum einen mit der Erregung aber auch einfach damit zusammen, dass die Rute dazu dient, das Gleichgewicht zu halten. 

Hier zeigt sich, dass auch positive Labels wie „fröhlich“ oder „glücklich“ schnell deplatziert werden können.

Das Aufreiten bei Artgenossen und Menschen kann unterschiedliche Ursachen haben, hängt aber häufig mit Stress und Konflikten zusammen. Dieses Verhalten tritt oftmals als so genanntes Übersprungverhalten auf, wenn dem Hund keine passende Lösungsstrategie für eine Situation zur Verfügung steht. Leider landen immer noch einige Rüden in der dominanz-Schublade die für sie häufig nachteilige Konsequenzen mit sich zieht.

Der ist halt so!

Ein weiteres Manko von Schubladendenken ist, dass dem Hund dabei eine bestimmte Charaktereigenschaft unterstellt wird. Nur kann man eine Charaktereigenschaft leider nicht über Training verändern. So kommt es vor allem bei Verhaltensauffälligkeiten, die den Menschen nicht direkt belasten, manchmal dazu, dass das gewählte Label als Charaktermerkmal einfach akzeptiert wird. „Der ist halt so, da kann man ja nichts machen…“.

Als Beispiel sei hier das, vor allem bei Hunden aus dem Auslandstierschutz, beliebte Label des „Angsthundes“ zu nennen. Natürlich hat kein Hund tatsächlich 24h am Tag Angst. Der betreffende Hund reagiert eventuell auf vergleichsweise viele Reize und in verschiedenen Situationen mit: Zusammenzucken, geklemmter Rute bei geduckter Körperhaltung, Flucht oder ähnlichen Verhaltensmustern die auf die Emotion Angst schließen lassen. 

Häufig wird akzeptiert, dass der Hund halt so ist und man lebt dann damit, einen „Angsthund“ zu haben.

Dass es für Ängste natürlich Ursachen gibt und solche emotionalen Zustände, wenn sie häufig auftreten, körperlich und/oder psychisch krank machen, wird dann hingenommen und akzeptiert. Das ist sehr schade, denn es ist grundsätzlich immer möglich, die Lebensqualität der Hunde über Training und andere Maßnahmen zu verbessern.

Problematisch sind vor allem Labels, die negativ behaftet sind

Wird der Hund als „ungehorsam“ oder „dominant“ angesehen, dann wird als Konsequenz häufig: An der Leine geruckt, gemaßregelt, erschreckt, bedroht oder es wird auf Hilfsmittel wie Antibellhalsbänder, Würgehalsbänder, Rappeldosen oder Ähnliches zurückgegriffen, um dem Hund zu zeigen, dass es so nicht geht. 

Der Mensch sorgt also dafür, dass sein Hund sich schlecht fühlt, sein Stresspegel ansteigt, er Angst bekommt oder Schmerzen hat. 

Das Label dient nicht nur als Vereinfachung der Situation, es hilft auch dabei, das eigene Handeln vor sich selbst zu rechtfertigen. Was hat man schon für eine Wahl, wenn man so einen Hund hat!? 

Ein großes Problem an der Sache (neben ethischen Aspekten, die ich hier mal außen vor lasse): All diese Maßnahmen helfen dem Hund nicht zu verstehen, welches Verhalten denn eigentlich von ihm erwartet wird und er hat auch keine Möglichkeit, dadurch ein neues, erwünschtes Verhalten zu erlernen.

Außerdem kann das Verhalten der Bezugsperson neue Verhaltensauffälligkeiten verursachen, da die oben genannten Maßnahmen durchaus Risiken und Nebenwirkungen mit sich bringen. Das wiederum hat nicht nur Auswirkungen auf das Verhalten des Hundes, sondern kann auch die körperliche und psychische Gesundheit des Vierbeiners beeinträchtigen. Vor allem dann, wenn der Hund immer und immer wieder mit solchen Strafmaßnahmen konfrontiert wird und es zu chronischem Stress kommt. Auch die Beziehung zwischen Vierbeiner und Besitzer leidet unter solchen Maßnahmen und der Hund lernt, dass er sich in bestimmten Situationen nicht auf seinen Menschen verlassen kann, da dieser selbst eine Gefahr darstellt.

Das Label als Ursache für ein Verhalten

Schubladendenken wird häufig nicht nur zur Beschreibung eines Problems genutzt, sondern auch um ein Verhalten zu erklären, z.B.: „Meine Hündin knurrt den anderen Hund an, weil sie zickig ist.“

Ein frei interpretiertes Charaktermerkmal wird also herangezogen um als Ursache für ein Verhalten zu fungieren. Wäre es doch nur so einfach…

Als lebender Organismus steht dein Hund rund um die Uhr im Austausch mit seiner Umwelt. In seinem Körper laufen non-stop Prozesse ab, die deinen Hund bestmöglich an die aktuelle Situation anpassen sollen. Dabei stehen das eigene Wohlbefinden und der Schutz vor negativen Einflüssen für das Individuum immer im Vordergrund. 

Bevor ein Verhalten für den Menschen sichtbar wird ist im Körper des Hundes also schon einiges passiert, völlig unbewusst und außerhalb der Kontrolle des Tieres und dem Wahrnehmungsbereich des Menschen.

Diese körperlichen Vorgänge erzeugen das Verhalten, das wir wahrnehmen und beschreiben können. 

Beeinflusst werden diese Abläufe von:

  • Genen
  • Gesundheitszustand
  • Ernährung
  • Lernerfahrungen in der Vergangenheit
  • der aktuellen Umwelt

Warum sich ein Hund auf eine bestimmte Weise verhält, lässt sich also nicht auf ein einziges Wort wie „zickig“ herunter brechen.

Eine Frage der Verantwortung 

Stecken wir einen Hund in eine Schublade, dann hat das den angenehmen Nebeneffekt, dass wir auf diese Weise Verantwortung abgeben können. 

Hört der Hund nicht auf unseren Rückruf, weil er „stur“ ist, dann liegt die Schuld nicht bei uns sondern beim Hund. Das ist viel angenehmer und einfacher, als selbst die Verantwortung zu übernehmen und sich zu fragen: „Wie kann ich mein eigenes Verhalten so verändern, dass mein Hund gerne und zuverlässig zu mir zurückkommt?“ oder professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen.

So unangenehm es auch manchmal sein mag, so gehört es trotzdem als Hundebesitzer dazu, das eigene Verhalten zu reflektieren und Verantwortung zu übernehmen, wenn unser Hund eine bestimmte Leistung nicht erbringen kann. Dem Hund den Schwarzen Peter zuzuschieben, ist ihm gegenüber nicht fair und hilft nicht dabei, die Situation zu verändern. 

Verhalten beschreiben statt dem Hund ein Label aufdrücken

Im Training wollen wir ein bestimmtes Verhalten verändern. Dazu müssen wir zuallererst einmal definieren, welches Verhalten wir verändern möchten und in welchem Kontext dieses Verhalten auftritt. 

Das eine Schublade, Kategorie oder ein Label nicht in der Lage dazu ist, ein Verhalten klar zu definieren, wurde bereits erörtert. 

Was kannst du also tun um das Verhalten zu definieren? 

Beobachte genau, was dein Hund tut, was sich währenddessen in seiner Umwelt verändert und beschreibe es dann wertfrei. 

Hier ein Beispiel: Bello sieht einen anderen Hund in ca. 20m Entfernung, der frontal auf ihn zu kommt. Bello bleibt stehen, sein Körper wird steif, die Ohren sind aufgerichtet, der Fang ist geschlossen, die Rute ist ebenfalls aufgestellt, der Körperschwerpunkt ist nach vorn verlagert, er ist nicht mehr ansprechbar, die Leine ist auf Spannung. Der Hund nähert sich weiter an, bei 10m Entfernung beginnt Bello stark an der Leine zu ziehen und fängt an zu bellen. Das Verhalten dauert an, bis der andere Hund vorbei gegangen ist. 

Nach der Beschreibung kennst du sowohl die Faktoren, die das Verhalten direkt auslösen und beeinflussen (ein anderer Hund nähert sich frontal an und passiert deinen Hund, die Leine ist auf Spannung) als auch die Konsequenzen des Verhaltens (der andere Hund entfernt sich). 

Auslöser und Konsequenzen spielen eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, zu verstehen, warum der Hund ein Verhalten wieder und wieder zeigt und wann es auftritt. Diese Informationen sind nützlich um zu entscheiden wie das Training aussehen muss, damit das Verhalten des Hundes nachhaltig verändert werden kann.

Warum du auch den Kontext beschreiben solltest

Ein Label berücksichtigt keinen Kontext. Hier wird dem Hund eine Eigenschaft unterstellt, die scheinbar eine allgemeine Gültigkeit hat.

Tatsächlich ist es aber so, dass jedes Verhalten in einem bestimmten Kontext auftritt. Verhalten ist, bis auf wenige Ausnahmen, immer situationsbezogen!

Dazu hier ein Beispiel: Wenn Bruno beim Tierarzt auf den Tisch gehoben wird und der Tierarzt sich annähert, fängt Bruno an zu knurren und schnappt in Richtung Tierarzt. 

Bruno ist deswegen nicht generell ein aggressiver Hund. Er reagiert in einer ganz bestimmten Situation mit einem spezifischen Verhalten.

Der Kontext entscheidet also, ob ein Verhalten auftritt oder nicht. Beschreibt man ein Verhalten sollte der Kontext immer berücksichtigt werden. Auf diese Weise erkennen wir, auf welche Reize der Hund mit welchem Verhalten reagiert. 

Positive Nebeneffekte von Verhaltensbeschreibungen

Die Beschreibung eines Verhaltens ist grundsätzlich wertfrei und rational. Emotionen und Vorurteile haben hier keinen Platz und können uns nicht in die Irre führen.

Beginnen wir unsere Hunde auf diese Weise zu beobachten, dann fällt uns recht schnell auf, dass unsere Vierbeiner sich häufig erwünscht verhalten. Plötzlich sehen wir, dass unser Hund, bevor er in die Leine springt und einen Passanten anbellt, die Person ruhig beobachtet hat, ohne an der Leine zu ziehen, dass er sich von der Person erst einmal abgewendet hat oder einen Bogen laufen wollte. Schon haben wir Möglichkeiten, unseren Hund für sein Verhalten zu belohnen und ihm die Möglichkeit zu geben, ein neues und erwünschtes Verhalten zu erlernen, mit dem wir sehr gut leben können. 

Fazit 

Labels, Schubladen und Kategorien machen uns blind für die Realität. Alles, was du durch Labels erreichst ist, dass dein Hund in einer Schublade landet, die ihm nicht gerecht wird und aus der es für ihn schwierig werden dürfte, wieder herauszukommen. 

Schubladen verleiten uns dazu, den Hund auf eine bestimmte Art und Weise zu behandeln. Durch unser Verhalten beeinflussen wir wiederrum das Verhalten unseres Hundes und sorgen unabsichtlich dafür, dass die Schublade passt, in der er steckt. 

Im Training hilft uns eine Schublade niemals weiter, denn wir können nur Verhalten verändern, das wir klar beschreiben und definieren können. Dann können wir uns überlegen, welches Verhalten in der Situation akzeptabel wäre und die Rahmenbedingungen so verändern, dass unser Hund ein neues Verhalten erlernen kann. 

Außerdem sollten wir nie vergessen, dass sich ein Verhalten nur dann nachhaltig ändern kann, wenn alle in Frage kommenden Ursachen berücksichtigt werden und alle Faktoren ausgeschaltet werden, die dafür sorgen, dass das Verhalten aufrechterhalten wird.