Bellen am Gartenzaun stoppen

2 Fehler, die du im Training vermeiden solltest

Es ist Sommer und in den Nachbarschaften hört man vermehrt Hunde bellen. Einige von ihnen scheinen dabei kein Ende zu finden und halten mit ihrer Kläfferei ganze Siedlungen in Aufruhe.  Falls dein Hund zu ihnen gehört, dann ist dieser Artikel für dich! Hier erfährst du, welche typischen 2 Fehler du im Training vermeiden solltest und was du stattdessen tun kannst, damit in deinem Garten endlich mehr Ruhe einkehrt.

Fehler Nr.1: Auf (vermeintlich) schnelle Lösungen setzen

Ständiges Bellen am Gartenzaun ist ein weit verbreitetes Problem. Der Wunsch nach schnellen Verbesserungen ist verständlicher Weise groß. Die Ansätze auf die dabei häufig zurückgegriffen wird, sind jedoch nicht immer zielführend.

Anti-Bell-Halsbänder & andere aversive Einwirkungen

Ein Strohalm, nachdem immer wieder gegriffen wird, sind sogenannte Anti-Bellhalsbänder. Das Bellen des Hundes löst je nach Model z.B. einen Ton oder einen Luftstoß aus. Durch diese unangenehme Konsequenz soll das Bellen reduziert werden. So zumindest die Theorie.

Risiken & Nebenwirkungen

Maßnahmen, durch die sich dein Hund unwohl fühlt, bergen Risiken und Nebenwirkungen. Neben Anti-Bellhalsbändern können auch Einwirkungen wie laut werden, den Hund mit Wasser bespritzen oder ein lautes Geräusch machen, dafür sorgen, dass dein Hund sich erschreckt und kurz inne hält. Langfristige Veränderungen bleiben aber häufig aus. Außerdem führen diese Maßnahmen oft zu unerwünschten Nebeneffekten, die auch bei der Anwendung der Anti-Bellhalsbänder auftreten können:

  • Ursachen werden nicht behoben: Die eigentlichen Gründe für das Bellen bleiben unberücksichtigt.
  • Individuelle Reaktionen: Hunde empfinden und reagieren unterschiedlich solche Maßnahmen. Manche Hunde sind kaum beeindruckt, andere bekommen Angst und alles dazwischen ist emenfalls möglich.
  • Gewöhnungseffekt: Manch ein Hund wird sich an den Reiz gewöhnen, sodass der Effekt wirkungslos verpufft.
  • Fehlverknüpfungen: Die unangenehme Einwirkung kann mit den Auslösern für das Bellen (z.B. am Zaun vorbeilaufende Menschen) assoziiert werden. Das kann Verhaltensprobleme begünstigen.
  • Fehlfunktionen: Anti-Bellhalsbänder könnten auf andere Geräusche reagieren und in unpassenden Momenten auslösen.
  • Erhöhter Stresspegel: Sich ständig wiederholende unangenheme und bedrohliche Maßnahmen erhöhen den Stresslevel und begünstigen Verhaltensauffälligkeiten.
  • Gemindertes Wohlbefinden: Die aufgeführten Maßnahmen wirken bedrohlich und senken das Wohlbefinden des Hundes.

Alternative Nr.1: Wer (vorerst) mehr Stille im Garten möchte, sollte lieber auf Management setzen

Im Hundetraining steht „Management“ für Maßnahmen, die es sehr unwahrscheinlich machen oder sogar verhindern dass sich der Hund unerwünscht verhält.  Sie ersetzen kein Training, sind aber ein sinnvoller erster Schritt.

Um langfristige Verbesserungen zu erreichen sollten sich bedürfnisgerechte Trainingsmaßnahmen anschließen, aber dazu später mehr.

Beispiele für Management

Management kann unterschiedlich aussehen. Je nachdem auf welche Reize der Hund mit Bellen reagiert und wie der Garten gelegen und gestaltet ist. Manchmal reicht eine Maßnahme aus um Verbesserungen zu erzielen und in anderen Fällen müssen mehrere kombiniert werden.

Folgende Optionen sind u.a. denkbar:

Sichtschutzelemente am Zaun, Abgesperrte bereiche, Nutzung einer Leine, Beschäftugung durch Futterspielzeuge (Schleckmatten, Kong®, Toppl und Co.), Kauartikel o.ä.

Fehler Nr.2: Den Fokus auf das legen, was der Hund NICHT tun soll

Wir Menschen neigen dazu unseren Fokus auf das zu richten, was wir als störend empfinden. Darum versuchen viele Hundehalter Bellprobleme am falschen Ende zu beheben. Sie reagieren erst, wenn der Hund schon am bellen ist, vielleicht sogar erst dann, wenn er schon so oft oder so lange gebellt hat, dass es entweder für sie selbst oder die Nachbarn nicht mehr zu ertragen ist. 

Ständig NACH dem Bellen zu reagieren bremst Langzeiterfolge aus

Eine Problematik dabei: Der Hund übt sich immer und immer wieder in diesem Verhalten und bekannter Weise macht Übung den Meister. So entwickeln sich Gewohnheiten, die schwer wieder abzulegen sind. Nicht nur das Wiederholen des Verhaltens an sich, sondern auch den Effekt den es erzeugt, veranlasst Hunde dazu immer häufiger zu bellen oder das dauernde Kläffen beizubehalten. 

Warum sich wiederholtes Bellen oft lohnt

Es gibt 3 Arten von Konsequenzen, die ein Verhalten aufrecht erhalten oder mehr werden lassen.

  1. Der Hund bekommt wenn er bellt sofort etwas, dass bei ihm angenehme Empfindungen auslöst.
    z.B.: Er bellt und dann wird sein Spielzeug geworfen.
  2. Der Hund kann etwas (für ihn) Unangenehmes beenden oder einen (für ihn) unangenehmen Reiz auf Abstand bringen und fühlt sich erleichtert.
    z.B.: Ein Passant geht am Zaun vorbei, der Hund bellt und der Passant entfernt sich/verschwindet.
  3. Es fühlt sich für den Hund angenehm an zu bellen. Das wird gern als „Selbstbelohnendes“ Verhalten beschrieben.

So lange einer dieser 3 Effekte wirksam ist, spielt es kaum eine Rolle wie auf das Bellen reagiert wird. Es lohnt sich, also wird das Verhalten wieder auftreten. Genau darum ist Management so wichtig. Tritt das Verhalten kaum oder nie auf, lohnt es sich auch nicht.

Alternative Nr.2: Den Fokus auf erwünschte Verhalten zu legen ermöglicht langfristige Erfolge

Hast du dir schon mal überlegt, welche Verhalten dein Hund im Garten zeigt, die du gut findest? Vielleicht bleibt er ja manchmal ruhig, wenn ein Passant vorbei geht oder bleibt auf der Terrasse liegen statt zum Zaun zu rennen.

In einigen Fällen sind solche „guten“ Momente oft noch sehr kurz (wenige Sekunden) und selten. Management (s.o) macht solche Momente wahrscheinlicher und sorgt dafür das es dem Hund leichter fällt sich „erwünscht“ zu verhalten! Hier können wir ansetzen und die (noch) wenigen kurzen Momenten länger und mehr werden lassen. 

Indem du deinen Hund gezielt und passend für erwünschtes Verhalten belohnst, tritt es immer häufiger und länger auf. Hinzu kommt, dass dein Hund viel lieber mit dir kooperieren wird, wenn er positiven Zuspruch, Lob, Futter und Spiel von dir erwartet, statt ständiges Schimpfen.

Fazit-Du kannst mehr Erreichen, als du denkst!

Ein bestehendes Bellproblem lässt sich nicht einfach nebenbei abschaffen. Vor allem Maßnahmen, bei denen der Hund eingeschüchtert oder bedroht wird, können Erfolge ausbremsen und sogar neue Probleme erzeugen. Zu erkennen, dass jedes Verhalten Ursachen hat und nur deswegen wiederholt auftritt, weil es dem Hund weiterhilft, ist ein erster Schritt hin zu fairen Lösungen.

Es gibt Maßnahmen, die leicht umzusetzen sind, die Bedürfnisse des Hundes berücksichtigen und Erfolge ermöglichen. Dafür braucht es ein strukturiertes Vorgehen, Durchhaltevermögen, Geduld und den Fokus auf dem Positiven. So kann in der Nachbarschaft endlich wieder mehr Ruhe einkehren. Melde dich jetzt für mein Webinar „Entspannt im Garten“ an und erfahre, wie du deinem Hund und deiner Nachbarschaft zu einer ruhigeren Zeit verhelfen kannst.

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